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Wann wird Ostern? Ein Gruß in karsamstaglichen Zeiten

Der HERR ist auferstanden!
Er ist wahrhaftig auferstanden!
Halleluja!

Der Tod ist besiegt!
Sünde und Hölle sind überwunden.

Buchstäblich un-erklärlich haben diese Glaubensworte eine Kraft, die sich dem Bösen, der Angst, dem Krieg, dem Tod, dem Hass entgegenstemmt! Der Glaube an Jesus Christus setzt allem eine absolute Grenze, was Gottes Willen widerspricht. Jesus ist das A und O, Anfang und Ende. Das heißt: Alles andere ist vorläufig, ist schon gerichtet, und wer davon besessen ist, wird gerettet. Wir haben den Karfreitag mit seiner Hingabe bis in den Tod und Ostern – diese Hoffnung auf Erlösung: Beides braucht diese Welt, diese Zeit.

Was für eine Ausstrahlung haben Menschen, wenn sie die Welt sehen mit der Hoffnung: Jesus ist das Licht der Welt! Welche Haltung haben die, deren Blick über Gräber hinaus geht! Wie wohltuend aufrichtend, wenn jemand aufrichtig Rede und Antwort steht, wenn man fragt: Was macht Dein Glaube mit Dir in Deiner Verantwortung im Staat, in der Gesellschaft, in der Kirche?

Doch gibt es auch ein Christsein, das redet zwar von Ostern, scheint aber beim Karsamstag zu verharren: Das Kreuz ist leer, doch leer sind auch die Worte davon. Ostern wird zu einer Chiffre – wofür? Dass das Leben „siegt“? – Ist das identisch mit dem Osterglaube, dass Christus siegt?

Eignet sich der Karsamstag, den Zustand dieser Zeit zu beschreiben und sich die Besonderheit der zeitgenössischen Kirchlichen Rede zu erklären? Karsamstag: Das ist Sprachlosigkeit, Ratlosigkeit, Worthülsen und das überlaute Schweigen, wenn der Name Jesus Christus genannt werden müsste.

Karsamstag, das sind die Jünger in ihrer Furcht, sich zu bekennen auf die Frage: „Du bist doch auch mit diesem Jesus aus Nazareth?“ Karsamstag, das ist die Zeit der Scham über diesen Jesus, und die Sorge, dass das Zeugnis von ihm gar Unfrieden bringt in eine Gesellschaft, die dieser Religion misstraut. Das ist Karsamstag vor der Kirche, den Christen her betrachtet. Und es stimmt: Karsamstag ist der Tag des Schweigen Gottes in der Welt. aber es ist wahrlich kein untätiger Tag von Seiten Gottes!

Karsamstag, das bedeutet, dass Christus hinabsteigt ins Reich des Todes, in die Hölle. Karsamstag ist entschlossenes Rettungswerk: Es gibt KEINEN Ort des Daseins und keinen des NICHT-Seins, der von sich sagen könnte, er sei ohne Christus. Und vielleicht wird der HERR über Sünde und Tod gerade in den Höllen und Todeszonen in dieser Zeit und dieser Welt mehr gebraucht als bei uns. ER ist da. Das zählt. Das ist etwas, wovon wir erzählen können – im Unterricht und auch sonst. Und so Gott will, wird auch bei uns Ostern und wir erkennen, wer der HERR ist: Jesus. Er lebt.

Katharina Kemnitzer, Pfarrerin
30. März 2024